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Heischen im Herbst

KirchweihLangenhain (Taunus): Die Kerbeborsch (Kirmesburschen) ziehen durchs Dorf und sammeln Eier ein. Daneben geht es zum Gickelklauen (Stehlen eines Hahns). Was durchaus nicht heißt, der angehende Ex-Hahn-Besitzer würde vom Eierheischen "verschont". Die Eier werden von Dorffrauen verarbeitet, um die Kerbeborsch zu bewirten. Heischegänge machen nämlich arg hungrig!

Kötte, Ahrtal: Im Ahrtal sind die Heischegänge als Kötte bekannt. Sie werden zu den üblichen Terminen im kirchlichen Kalender durchgeführt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts belegt ist, dass Franziskanermönche vom Apollinarisberg in Remagen im Oktober auf Kötte gingen und dabei Kartoffeln für den nahenden Winter erbaten.

Happy Kürbis; c/o Sylvia Koch

Halloween: Von Europa nach Nordamerika und wieder zurück: trick or treat – Saures oder Süßes! Aber nein, die deutschen Kinder fordern: "Süßes oder Saures, Süßes oder büß' es!" trick heißt Streich und treat ist etwas Köstliches. In der deutschen Übersetzung sind die beiden Dinge vertauscht. "Spinnenfuß und Krötenbein, wir sind viele Geisterlein. Wir haben leere Taschen und wollen was zum Naschen." Halloween hat seine Wurzeln in Europa an Allerheiligen, All Hallows' Evening, das mit Elementen der Lichterbräuche um Martini vermischt nach Amerika auswanderte und dort mit weiteren Bräuchen durcheinandergewürfelt wurde. "Geister rufen, Hexen lachen. Gebt uns Süßes, sonst wird's krachen!"

1. November, Vorabend von AllerseelenEifel: Junggesellen treffen sich zum Allerseelenbrabbeln/-singen. Es wird Geld gesammelt für die Pflege von Kriegsgräbern sowie für Totenmessen für die im letzten Jahr Verstorbenen. Mitunter bedarf die Kirchengemeinde selbst der Spenden. Für die Sammler gibt es zwischendurch manch hochprozentiges Schlückchen. Zwecks Aufwärmens und um die Kehle zu befeuchten. "Mij heesche füer dö Kejaze un sare Üch füerwoah: Ze Kallemöt en dö Kerech soll brenned se ston. .... Mij danke füer de Jabe, die Ihj oss ha't jedohn. Dofüer soll Üche Siejel bei Jott jeschrefe stohn. (Wir heischen für die Kerze und sagen Euch fürwahr: Zu Kallmuth [= lokaler Ortsteil] in der Kirche soll brennend sie stehen. ... Wir danken für die Gabe, die Ihr uns habt getan. Dafür soll Eure Seele bei Gott geschrieben stehen.)"

Tage vor St. MartinBad Honnef/Rhein-Sieg-Kreis: Jungs und Burschen dotzen hier. Dabei bitten sie um Brennmaterial fürs Martinfeuer. "Dotz, dotz, Dollendorf, jeff m'r nen aalen Mäteskorf! Jeff m'r en Büsch Strüh, verbrenn mer Läus un Flüh!" Um ihrem Begehr Nachdruck zu verleihen, führen sie eine Bunneroome (Bohnenstange) mit sich, die sie während des Gesangs dotzen. Dotzen beschreibt das Hüpfen, Aufspringen eines Gegenstandes, beispielsweise eines Balles. Hier nun ist es die Bohnenstange, die kräftig gedotzt wird. Am Vorabend von St. Martin finden weitere Heischegänge mit Latenenumzügen statt, dann wird geschnörzt, also um Süßes gesungen. 

10. November, Oberpinzgau (bei Salzburg): Kinder und junge Leute treffen sich zum Alpern.Sie hängen sich Kuhglocken um und ziehen mit lautem Getöse und Geläut von Haus zu Haus. Dort werden sie für diesen "Almabtrieb" belohnt.

St. Martin, Rheinland: Bei Martinsumzügen singen die Kinder: "Hier wohnt ein reicher Mann, der uns viel geben kann. Vielen soll er geben, lang soll er leben! Selig soll er sterben, das Himmelreich erwerben. Lasst uns nicht so lange, lange steh’n, denn wir müssen weitergeh’n, weitergeh’n." Das Heischen heißt hier Schnörzen und als besondere Leckerei erhalten die Kinder den Martinsweck. - Das Martinssingen gibt es in evangelischen Gebieten zu Ehren Martin Luthers, der im Übrigen an einem 10. November, also dem Vorabend St. Martins geboren wurde. In traditionell katholischen Gebieten wird der Hl. Martin von Tours verehrt.

AdventBayern: Kleine Gruppen klöpfeln bei Verwandten und Bekannten an, tragen Lieder, Sprüche, Glückwünsche, aber auch Spottreime vor. "Zum Schnapsbrenna is heit de richtge Zeit, mit an guad eigschenktn Stampal hamma allwei a Freid."  Das Anklöpfeln findet an den vier Adventsdonnerstagen statt. Die Klöpfler erhalten kleine Gaben.

1. Weihnachtsfeiertag, Sachsen und ErzgebirgeKurrendesänger (lat. currere = laufen) waren ursprünglich evangelische Lateinschüler, die durch den Ort gingen, vor den Häusern sangen und dafür eine Belohnung erhielten. Der Heischebrauch kam nach der Reformation auf, scheint aber inzwischen ausgestorben zu sein. Typische Kleidung der Kurrendaner sind ein schwarzer Tellermantel und ein flacher, schwarzer Zylinderhut. Als Miniatur genau so dargestellt werden sie von erzgebirgischen Holzschnitzern.

St. Nikolaus bis zum DreikönigstagSchleswig-Holstein: Kinder ziehen beim Rummelpottlaufen umher. Sie sind phantasievoll verkleidet und haben einen Rummelpott dabei. Das ist ein mit einer Schweinsblase bespannter Topf oder eine Blechdose. In die Bespannung wird ein Stock gestoßen, und der Stock dann zwecks Radau auf und nieder gezogen, was ein geräuschvolles Schnarren erzeugt. Zum Geräusch des Rummelpotts singen die Kinder dann das wahrhaft endlose Rummelpottlied, in dem sie Süßigkeiten "erbitten". Mit ihrem grausigen Radau jedoch wohl eher erpressen, denn die Kinder hören erst auf zu schnarren, wenn sie ihre Belohnung bekommen haben. Die Kinder sind vor allem erpicht auf Holsteiner Förtchen: "Rummel, rummel, röten, giff me en paar Föten!" Sie nehmen gegebenenfalls gern auch anderes Süßes, Neckisches oder klingende Münze. Wer nichts gibt, muss sich auf Spottlieder und zornige Ausbrüche gefasst machen. - Was Holsteiner Förtchen sind? Hefegebäckstücke mit Rosinen, in der traditionellen Förtchenpfanne gebacken.

12 Rau(h)nächte / Weihnachtszwölfer / Inner-/Unternächt (12 Nächte ab der Nacht zum Thomastag, 21. Dezember = Wintersonnenwende, bis Neujahr, mancherorts vom 1. Weihnachtsfeiertag, dem ersten Weihnachtsfest, bis zum Dreikönigstag, dem zweiten Weihnachtsfest), Alpenraum: Eingemummt in zottelige Tierfelle ziehen furchteinflößende Gestalten in den finstersten Nächten des Jahres durch die Orte. Heidnischer Urbrauch ist es, böse Geister zu verjagen. Das mittelhochdeutsche Wort ruch bedeutete haarig/behaart, weshalb heute noch im Kürschnerhandwerk die Felle als Rauchwaren gehandelt werden. Kinder schließen sich gern den finsteren Gesellen an. Sie betteln an den Haustüren um Krapfen: "Heit is Raunacht. Wer hat’s aufbracht? Drei alte Weiber un a alter Geiger und a alter Hennafuaß, den ma drei Toag siedn muaß. Kropfa heraus, Kropfa heraus oder i stich an Loch ins Haus! De Schlüssel hör i klinga. Kropfa werns uns bringa. Kropfa heraus, Kropfa heraus oder i stich an Loch ins Haus!" Die Älteren erwarten für ihre Dienste als Geisterjäger ein Schnapserl. Sind die zotteligen Gestalten zufrieden gestellt, wünschen sie gar noch ein frohes Jahr. Die letzteRauhnacht vom 5. Januar auf Groß-Neujahr ist die gefährlichste der Rauhnächte, weshalb am 5. an den Türen das Unheil abwehrende Kreuz aufgebracht wurde. Später übernahmen die Sternsänger dieses Zeichen zur Segnung des Hauses.

 

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