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Kirchweih

Einen verehrten Platz oder Gegenstand zu weihen und zu schmücken – liegt dieses Bedürfnis in der Natur des Menschen? Sicher! Denn warum sonst kehren wir an Orte des Glücks zurück, heben eine Haarlocke des Liebsten auf, pflegen verzaubernde Erinnerungen? Bereits die Stätten heidnischer Kulte wurden geweiht, so dass es der christlichen Kirche nicht schwer fiel, solche Rituale zu verwerten und aufzuheben.

Wie der Name bereits verrät: mit einer Kirchweih wird die neuerbaute Kirche geweiht bzw. der jährlichen Wiederkehr der Weihe (althochdeutsch: wîh = heilig) gedacht. Indem es geweiht ist, wird das Bauwerk in den Dienst der Kirche gestellt. Kirchweihfeiern sind seit dem 4. Jahrhundert belegt.

         

Anmerkung zum Patronat

Des Heiligen, dem die Ortskirche geweiht ist, gedenkt die Gemeinde mit einem eigenen Fest, dem Patrozinium. Dieses ist prinzipiell nicht mit der Kirchweih identisch. Doch wann einst eine Kirche geweiht worden ist, geriet vielerorts in Vergessenheit, weshalb die Gemeinde nun aus pragmatischen Gründen ihre Kirchweih am Tag des Kirchenheiligen feiert. Gelegentlch gestaltet sich der Patronatstag als Kleine Kirchweih.

         

Zumeist wurden die Kirchen über den Sommer erbaut, darum fällt Kirchweih vorzugsweise in den Herbst. Außerdem: erst nach der Ernte hat die Landbevölkerung Zeit und Muße für dieses und andere Feste. Mit diesem Gedanken sind wir wieder beim Zusammengang von Kirchweih und Erntedankfest.

Weil nun jeder bewohnte Flecken in unseren Breiten auch ein Kirchlein zu bieten hat, gibt es allerorten im Herbst ständig etwas zu feiern. Der spirituelle Akt, der Gottesdienst, wird stets trefflich ergänzt durch einen weltlichen Teil: den Jahrmarkt mit Belustigungen, Rummel, Verkaufsständen und Bewirtung. Ohnehin begehen wir die Kirchweih sehr viel diesseitiger als den sakralen Erntedank. Doch nahmen die Kirchweihfeiern in mancher Epoche solch Übermaß an, dass sich die Oberhirten schließlich zu einer Maßregelung veranlasst sahen. Jedenfalls wurde festgelegt – zuallererst wohl vom Habsburger Kaiser Joseph II. (1741-1790) – , katholische und protestantische Kirchweih als Allerweltskirchweih zu begehen. In Josephs Andenken volksmündlich zur Kaiserkirmes ernannt, zelebrieren wir sie seitdem am dritten Sonntag im Oktober.

Ob alle Kirchgemeinden sich daran halten? Das kann jeder in seinem Heimatort prüfen: Denn offizielle Kirchweih ist, wenn die rot-weiße Zachäus-Fahne am Kirchturm weht. Über die Einkehr Jesu im Hause des Zöllners Zachäus wird im Lukas-Evangelium berichtet. Da dieser biblische Abschnitt regelmäßig zum Kirchweih-Gottesdienst vorgetragen wurde, hieß es alsbald sprichwörtlich, dass Zachäus auf jeder Kirchweih anzutreffen sei.

Ein Indiz auf die weite Verbreitung des Kirchweihfestes stellen die verschiedenen mundartlichen Bezeichnungen dar:

Evang.-luth. Stadtkirche St. Marien Pirna; c/o Sylvia Koch

Aus Kirchmesse wurde

  • Kirmesse, Kirmes, Kirms oder Kirmst in Sachsen,
  • Kärmes, Kärmst in Thüringen,
  • Kerb in Rheinfranken,
  • Kirbe in Württemberg,
  • die Mannheimer oder kurpfälzische Mess,
  • Kärmetze im Sauerland,
  • lippischplatt die Kärmisse.

Von der Kirchweih stammen ab

  • Kehrebb im Hunsrück,
  • Kiawa in der Oberpfalz,
  • Kerwa, Kärwer, Kerba in Franken,
  • Kierbe im Oberallgäu und
  • die Kerweih der Banater Schwaben.

Aus dem Kirchtag wurde

  • Kirta, Kirda in Altbayern,
  • Kirdag u.ä. in Österreich und
  • in der Schweiz heißt's Chilbi.

Sogar in Frankreich ist das Wort Kirmes heimisch geworden als la kermesse.

 

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