Der Almabtrieb

Der Almabtrieb heißt im Allgäu Viehscheid, im österreichischen Teil der Allgäuer Alpen Älplerletze, ansonsten in weiten Teilen Österreichs Almabfahrt. Schweizer hingegen veranstalten die Alpabfahrt oder den Alpabzug. Sowohl die Alm wie auch die Alpe entstammen wörtlich der althochdeutschen alpâ = Bergweide, Weideplatz. Die hier tätigen Hirten heißen alpenländisch Senner, was sich vom Sahneverarbeiter ableitet. Zu deren Aufgaben gehört es, die täglich frisch gemolkene Milch zu Butter und Käse zu verarbeiten.

Burg Ehrenfels am Rhein; Foto: © Sylvia Koch Herbstfarben

Sobald der Sommer endet, bringen die Hirten das Vieh zurück ins Tal. Dort angekommen, wird die Herde geschieden, d.h. aufgeteilt. Die Viehhüter übergeben die Tiere, die ihnen seit Pfingsten anvertraut waren, den Besitzern. Üblich sind die Almabtriebe insbesondere im gebirgigen Süden Deutschlands und in den Alpenländern. Denn da Bergbauern sich in hügeligem Gelände weniger Vieh halten können, wäre es unwirtschaftlich, eigene Hirten abzustellen.

Begleitet wird der Viehabtrieb von Blaskapellen und Alphornbläsern, den ortsansässigen Trachtenvereinen und Schuhplattlern. Nahe der Scheidplätze finden Bauern-, Krämer- und Handwerkermärkte statt, wodurch sich die Heimkehr geradewegs zum Volksfest entfaltet. Vorbedingung ist allerdings, dass der etwa 100-tägige Bergsommer für Mensch und Tier gesund und ohne Unfall abgelaufen ist. Zum Abtrieb werden die Leittiere aufgekranzt. Das heißt, sie werden geschmückt mit bunten Bändern, mit Glocken und Schellen sowie Wacholderkronen. Mit Kränzen aus Latschenkieferzweigen und Tannengrün, Alprosen (Almrausch) und anderen Blüten, mit Silberdisteln und Fuikln (geflochtene Rosetten aus eingefärbten Hobelspänen). Glitzereien wie Flitter und Stirnspiegel, obendrein lautes Glockengeläut halten böse Geister fern.

Schaf – geschafft; Foto: © Sylvia Koch Schaf – geschafft

Wann es Zeit ist zum Almabtrieb, das richtet sich nach dem Wetter. In nur wenigen Orten findet er an feststehenden Tagen statt. Offiziell endet die Weidesaison spätestens am 30. September. Denn jetzt, da das Gras nicht mehr nachwächst und der Herbst sich durchzusetzen beginnt, muss das Vieh von der Alm ins Tal hinunter. Nicht selten gibt es bereits die ersten Schneefälle, dann werden die Rinder notfalls mit dem Hubschrauber von der Alm ausgeflogen. Geplante Festlichkeiten fallen dann nicht ins buchstäbliche Wasser, sondern erfrieren vor Kälte.

Die konkreten Termine für den Almabtrieb lassen sich am besten vor Ort im Tourismusbüro erfragen.

Prachtvolle Viehscheide gibt es traditionell im Allgäu, weil hier das Vieh durch Genossenschaften betreut wird. Anderswo findet das Ereignis als familiäre, vielleicht dörfliche Angelegenheit statt, weshalb Urlauber und Wanderer eher zufällig teilhaben. Einige oberbayerische Gemeinden haben sich entschlossen, die Almabtriebe behutsam dem Tourismus zugänglich zu machen und heißen Besucher herzlich willkommen.

Orte, in denen Almabtriebe stattfinden:

Traditionelle Viehabtriebe gibt es darüber hinaus in: 

  • Island: Mit dem Réttir-Fest verbunden ist der Schafabtrieb Ende September.
  • Chile/Anden: Ende März werden Ziegen, Rinder und Pferde zusammengetrieben.

Bauernregeln

  • Wenn im September viele Spinnen kriechen, sie einen kalten Winter riechen.
  • Fällt das Laub zu bald, wird der Herbst nicht alt.
  • Donnert's im September noch, liegt der Schnee zur Weihnacht hoch.

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