Durch Stadt, Land, Dorf

Mit Leckereien von Ort zu Ort: Die Herkunft regionaltypischer Spezialitäten ist oftmals legendenumwoben. Nette Geschichten werden daraus gesponnen, die für den Laien kaum nachprüfbar, dem lokalen Marketing allerdings höchst willkommen, weil dienlich, sind.

Wie auch immer – Hauptsache, es schmeckt. Doch bevor wir herzhaft zulangen, wollen wir wissen, was uns kulinarisch erwartet.

Aachener Printe: Ein Gebildbrot, das unsere Nasen an Weihnachtsgebäck erinnert, aber kein Lebkuchen ist. Es ist in Aachen ganzjährig präsent.

Bamberger Hörnla: Das Butter-Quark-Plunderhörnchen ähnelt dem Croissant und lässt sich prima in Kaffee eintunken. Daneben gibt es eine Kartoffelsorte gleichen Namens.

Bamberger Schlenkerla ist sowohl ein Rauchbier als auch ein bekannter Brauereiausschank.

Berliner (Pfannkuchen): Die in Schmalz ausgebackene Hefeteigkugel mit Fruchtmusfüllung kennen Brasilianer als boule de berlin. Allerdings heißt dieser kugelige Berliner in der deutschen Hauptstadt selbst Pfannkuchen. So wiederum nennen Süddeutsche den gemeinen Eierkuchen, aber das ist eine Geschichte für sich.

Berliner Schnitzel: Hierunter versteckt sich paniertes Kuheuter.

Bietigheimer Laubfrösche sind Hackfleischbratlinge, eingekugelt in Spinat- oder Weinlaubblättern.

Bremer Klaben: Das Wintergebäck mit Kardamom ähnelt dem Christstollen. Es ist aber weder gebuttert noch mit Puderzucker bestäubt.

Coburger Schmätzle (Schmätzchen): Diese Honigplätzchen mit Nüssen, Zitronat und Orangeat werden mit lebkuchentypischen Gewürzen hergestellt.

Café Eierschecke Pirna; Foto: © Sylvia Koch Ausleger zum Café Eierschecke in Pirna

Dresdener Eierschecke ist ein Blechkuchen, bestehend aus Eiercreme und Quarkmasse auf einem Hefeteigboden.

Dresdner Striezel nennt sich der Original-Weihnachtsstollen.

Düsseldorfer Killepitsch: Der Kräuterlikör wurde als Schnapsidee der besonderen Art geboren in einem Luftschutzkeller während des II. Weltkrieges. Dem Tode näher als irgendeinem Morgen schworen sich zwei Freunde: "... koome meer he heil erus, dat se ons nit kille, dann brau ech dech ö Schabäuke, do kannste de Zong noh lecke, dann dommer eene pitsche on dä kannste dann von mech us 'Killepitsch' nenne!" (kille = töten; dat Schabäuke = kleines Schnäpschen; pitsche = genüsslich trinken, süffeln).

Düsseldorfer Mostert = ABB-Senf: Die scharfe Würzpaste aus braunen und gelben Senfsaaten wird mit Branntweinessig vergoren. Sodann abgefüllt im Steinguttöpfchen, das die Initialen des Firmengründers Adam Bernhard Bergrath = ABB trägt.

Elsässer Kougelhopf: Man könnte meinen, Elsässer ernährten sich ausschließlich vom Gugelhupf. Den gibt es hier nicht nur süß, sondern auch herzhaft.

Erfurter Schittchen: Dieweil er scheibchenweise verspeist wird, nennen die Thüringer ihren Christstollen Schittchen.

Florentiner: Die flachen Nusstaler mit Schokolade ähneln durchaus der einstmals hochmodernen Florentiner Hutmode.

Frankfurter befinden sich in guter Gesellschaft der Wiener, siehe dort.

Frankfurter Bethmännchen: Die Marzipangebäckhäufchen sind typisch mit drei halben Mandeln verziert. Erfunden wurden sie vom Küchenmeister des Frankfurter Ratsherren Bethmann. Mit Modeln geformtes Marzipangebäck heißt hier in Frankfurt/Main Brenten.

Frankfurter Stöffche: Das Frankfurter Kultgetränk ist eigentlich und ebenso ein hessisches. Dabei handelt es sich um Äbblwoi, also Äpfelwein. Man beachte die Mehrzahl an Früchten, denn ein Apfel allein füllt noch keinen Bembel (= spezieller Äpfelwein-Steingutkrug).

Gaisburger Marsch: Der Eintopf vereint Kartoffelschnitze und Spätzle in einer kräftigen Rindfleischbrühe; er wird mit leicht in Butter gerösteten Zwiebelringen aufgetragen. Die namensgebende Siedlung Gaisburg ist inzwischen ein Stadtteil mitten in Stuttgart.

Halberstädter: Ein Biss – ein Knack, so erlauschen wir in der Stadt am Harz sowohl Bock- als auch andere herzhaft krachende Würste. Dem Vernehmen nach waren dieserart Halberstädter die ersten Fleischwaren, die in Dosen konserviert wurden.

Hallenser Hallorenkugeln: Halloren heißen die Einwohner von Halle mit einer besonderen Berufung, nämlich die der Salzsiederei. Die nach den Knöpfen ihrer Festkleidung benannten Kugeln sind mit Schokolade umhüllte Fondantcremepralinen.

Übrigens: die "sonstigen" Einwohner der Großstadt an den Flüssen Saale und Weiße Elster nennen sich Hallenser.

Hamburger: Der Hackfleischbratling (norddeutsch: Frikadelle gerufen, süddeutsch: Fleischküchl oder auch -pflanzl *) wird eingeklemmt zwischen Semmelunter- und -oberhälfte. Diese praktische Einrichtung geht zurück auf eine Idee deutscher Emigranten, die es nach Nordamerika gezogen hatte, und die  insofern alle aus Hamburg kamen, derweil hier die meisten Auswandererschiffe ablegten. Ursprünglich war es ein Steak-Sandwich mit Zwiebelringen, aber ohne Ketchup.

Harzer: Den Sauermilchkäse, gibt es – in regionaler Varietät – auch als Mainzer und Olmützer.

Studentenkuss; Foto: © Sylvia Koch Ausleger an der Heidelberger Studentenkuß®-Manufaktur

Heidelberger Studentenkuß®: So süß, so herzig. Die Praliné-Nougat-Schokolade auf einer Waffel hüllt sich in zartbittere Schokolade. Obendrein gibt es eine entzückend romantische Geschichte dazu.

Kameruner: Die Form des ungefüllten Doppelkrapfens ähnelt einer Acht oder der (Kameruner) Erdnuss.

Kasseler Strünkchen: Strünkchen sind eine Salatart mit Kohleigenschaften, deren Zubereitung der des Wirsings ähnelt. Sie schmeckt indes wie Spinat und ist auch als Schlabbersalat bekannt. Alles klar?

Kassler (oder eher Casseler?): Das gepökelte und geräucherte Schweinefleisch wird meist aus dem Kammstück gewonnen. Ob der Name vom Berliner Schlachter (Fleischer/Metzger) Cassel herkommt oder das Gericht aus dem hessischen Kassel ... darüber wollen wir nicht hier streiten – siehe oben.

Kölner Kölsch: Eine Stadt – eine Institition, nämlich obergäriges Vollbier, das grundsätzlich in der 0,2-l-Kölsch-Stange serviert wird. Das kleine Schankmaß garantiert, dass das Hopfige immer frisch gezischt (getrunken) werden kann.

Königsberger vergnügen sich als Fleischklopse in Kapern-Senf-Soße.

Kopenhagener: In den Plunderteilchen, die in Dänemark als Wiener Gebäck bekannt sind, versteckt sich eine Aprikosen-, Nuss- oder Mandelfüllung.

Krefelder: Bier zu brauen ist in Deutschland gesetzlich streng geregelt. Gibt es deshalb hierzulande so viele Biermischgetränke mit bierverbergendem Namen? Wie auch immer – im Krefelder vereinigen sich Malz- und Altbier.

Weitere kulinarische Souvenirs:

Langenburger Wibele: Das kleinflockige Biskuitgebäck benennt sich (möglicherweise 🙃) nach seinem Erfinder, dem Konditormeister Wibel aus dem Hohenloher Land.

Leipziger Allerlei: Als Gemüsegericht oder Beilage aus Erbsen, Karotten, Spargel und weiterem Gemüse der Saison wurde das Allerlei ursprünglich auch mit Flusskrebsen und Semmelklößchen angereichert. Es ist keinesfalls nur ein schnödes Mischgemüse, denn jede Sorte wird separat gegart und hübsch bunt sortiert auf dem Teller angerichtet.

Leipziger Lerchen: Zum Mürbeteiggebäck gehören Mandeln, Nüsse sowie Erdbeerkonfitüre oder Marzipan.

Liegnitzer Bombe: Rübezahls Lieblingsnascherei ist ein Pfefferkuchengebäck, das gefüllt ist mit Marzipan und kandierten Früchten und schließlich überzogen mit dunkler Schokolade. Die Landskron- und die Zwölf-Apostel-Bombe sind ähnliche, in Schlesien bekannte Gebäcke.

Limburger Säcker: Die gewerblichen Sackträger gehörten vormals zum gewohnten Limburger Stadtbild. Heute gibt es sie kulinarisch als Gebildbrot oder als ein mit Sauerkraut und Gewürzgurke gefülltes Schnitzel oder Kotelett.

Linzer Torte: Der sehr, sehr süße Mürbeteigkuchen ist gefüllt mit Marmelade und Mandeln, verziert mit gitterförmig aufgelegten Marzipanstreifen.

Lübecker: Marzipan – was sonst?

Mailänderli: Die Schweizer Eidgenossen lieben ihn, ihren Weihnachtskeks aus Mürbeteig mit gefälligem Zitronengeschmack.

Mannheimer Dreck (Mannemer Dregg): Ein Gebäck aus Nüssen oder Mandeln, Orangeat, Zitronat und Gewürzen, gebacken auf einer Oblate, überzogen mit dunkler Schokolade.

Märkisches Käsebrot: Das Butterbrot mit heißen Pellkartoffelscheiben schmeckt und macht satt, ganz ohne Glanz und Gloria.

Meißner Fummel; Foto: © Sylvia Koch Meißner Fummel

Meißner Fummel: Bei diesem Scherzgebäck steckt viel Luft in einer filigranen Teighülle.

Memminger Mau: Der vollmondrunde Kuchen ist aus Rühr- oder Hefeteig gebacken, seine Oberfläche ziert ein Mondgesicht. Der Mau übrigens, also der Mond im einheimischen Dialekt ausgesprochen, ist Held einer Memminger Geschicht', die möglicherweise auch den Schildbürgern passiert sein könnte.

Münchner Zwuller is(s)t ein Kartoffelschmarren.

Nürnberger / Nürmbercher: Die fingerförmigen Bratwürste werden zu Sauerkraut, oft auch als "Drei im Weggla" (drei Stück in einer Semmel) angerichtet.

Oberlausitzer Stopperle/Stupperche: Aus Kartoffelkloßteig geformte Happen schmecken zum Sauerkraut.

Pariser: Stangenweißbrot, allgegenwärtig.

Pommerscher Kaviar: Dem Namen zum Trotz ist es nichts Hochtrabendes, das Schmalz vom Gänsefett. Schmeckt grad deshalb ganz besonders.

Pulsnitzer sind so traditionell wie altbewährt gebackene Pfefferkuchen.

Sächsische Bäbe: Solch ein Napfkuchen entsteht aus Backpulver- oder Heferührteig.

Salzburger Nockerln: Das berühmte Eiersoufflé ist äußerst zart, himmlisch verführerisch. Und einsturzgefährdet.

Schlesisches Himmelreich: Das gekochte Fleisch kommt in Gesellschaft von gedünstetem Backobst auf den Teller.

Schomlauer Nocken (Somlói Galuska): Benannt nach einem stattlichen Hügel bei Somló in Transdanubien, türmt sich ein süßer Berg vor uns auf aus hellem und dunklem Biskuit, vervollkommnet mit Rumrosinen, Vanillecreme, Schokoladensoße und Sahne.

Schwarzwälder Kirschtorte: Die mehrlagige Sahnetorte besteht aus in Kirschwasser getränkten Biskuitböden und Sauerkirschen und reichlich geschlagener Sahne, ist verziert mit Schokoladenraspeln.

Selters: Das Getränk steht mittlerweile als Synonym für Mineralwasser an sich.

Spreewälder sind sauer, salzig, würzig eingelegt. Also – die hiesigen Gurken.

Stuttgarter Wulle: Das hopfige Vollbier schmeckt am besten, wenn es in der nostalgischen Bügelflasche daherkommt.

Szegediner (Gulasch): Das gemischte Schweine-Rinder-Gulasch wird zusammen mit Sauerkraut angesetzt. Es hat mit der ungarischen Stadt Szeged rein gar nichts zu tun. Der eingedeutschte Name scheint ein Hörfehler zu sein, denn eigentlich geht es ums Szekelýkáposzta. Káposzta ist unbestritten das Kraut, über Szekelý lässt sich trefflich streiten. Da gibt es den Familiennamen Szekel und mit ihm eine Reihe mehr oder minder berühmter Persönlichkeiten und sogar eine ganze Volksgruppe, die Szekler. Darüber hinaus hat szekel* eine Bedeutung, die im weiteren Sinne durchaus aufs Essen verweist. Allerdings befindet dieses sich dann schon am Ende des menschlichen Verarbeitungsprozesses.

Hübsch, aber spekulativ ist der Verweis zur Redewendung szeget szeggel = Maß für Maß.

Teltower: Das Rübchengemüse war beinahe dem Vergessen anheim gefallen, inzwischen wird es wieder häufiger kredenzt.

Thüringer Roster: Die lange, schmale Bratwurst brät standesgemäß immer auf einem Rost.

Wendische Dobsche: Der Auflauf besteht aus Zwiebeln, Kartoffeln und Schweinefleisch.

Westfälisches Blindhuhn: In diesem Kartoffel-Bohnen-Eintopf findet sprichwörtlich jedes Huhn etwas, sogar Apfel- und Birnenschnitzen.

Wiener: Die schlanken Saitenwürste heißen in Wien Frankfurter, da ein aus Frankfurt/Main stammender Wurster das Rezept kreiert haben soll und zwar, nachdem er in Wien sesshaft geworden.

Wiener Tafelspitz: Das Gericht aus gekochtem Rindfleisch kommt traditionell mit Krensoße daher.

Würzburger Knäudele nennt sich eine geräucherte Blutwurst.

Zittauer Gelbe heißen gelbe Riesenzwiebeln.

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